Mögliche Strategien - vielleicht finden Sie hierbei ein einziges Wort oder auch den einen Satz, der hilfreich für Sie ist.
1. Zeigen Sie Selbstbewusstsein: Es mag zunächst schwer klingen, aber lassen Sie sich nicht beirren, rechtfertigen Sie sich nicht. Vorwürfe von Familienmitgliedern, Kollegen, Chef sollen Sie nicht beeindrucken. Es ist nicht unüblich, das gemobbt wird, um beispielsweise die eigene Machtposition zu sichern, selbst Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten, das eigene Unwertigkeitsempfinden auf andere zu übertragen, soziokulturelle/biografisch konditionierte Antipathien oder Angst weiter zu nähren, um eigenes Mobbingerleben unbewusst zu reinszenieren/zu bekämpfen, um ganz pragmatisch Personal abzubauen oder schlichtweg eine Stelle neu zu besetzen.
2. Aber: Grenzen beachten. Mobbing ist durchaus häufiger auch Mitursache für Traumatisierung/Retraumatisierung, Burnout, Depression, Angsterkrankung. Hier gilt: In einer Beratung abklären lassen, inwieweit der Selbstschutz und das Verlassen einer belastenden Situation angezeigt ist. Die gerne publizierten Durchhalteparolen finden im Einzelfall ihre Grenzen.
3. Analysieren Sie Ihre Situation: Stellen Sie sich vor, Sie sind der Regisseur in einem Theaterstück und dürfen die Situation von aussen beobachten: Was genau läuft ab, welche Fakten gibt es? Sind die Fakten wahr? Was wäre, wenn die Fakten nicht wahr wären? Analysieren Sie möglichst genau, was passiert und wer ihrer Meinung nach beteiligt ist am Geschehen. Zeichnen Sie sich die Szenerie auf. Beachten Sie ihre eigene Beteiligung am Mobbinggeschehen. Welche Fakten steuern Sie bei? Agieren Sie möglicherweise so, dass Sie zum Mobbinggeschehen beitragen durch Kompetenzüberschreitung, besonderes Können, forsches oder unsicheres Auftreten, Sonderregelungen etc.
4. Mobbingtagebuch: Dokumentieren Sie entsprechende Vorkommnisse mit Datum, Beteiligten und Aktion in einem Mobbingtagebuch, wenn möglich auch Zeugen angeben. Zum einen schreiben Sie damit ihre Erlebnisse auf, was bereits erleichternd sein kann. Zum anderen sammeln Sie Fakten, die sich später vielleicht einmal als nützlich herausstellen. Dokumentieren Sie unbedingt auch Ihre Arbeitsleistungen in Form eines Tagesprotokolls.
5. Mit der Mobberin/Mobber sprechen? Nicht uneingeschränkt zu empfehlen, weil oftmals kontraproduktiv. Höchstens im absoluten Frühstadium, wenn die Gerüchteküche nicht schon am Überkochen ist. In einem späteren Stadium wird Ihnen ein solches Gespräch eher als Schwäche ausgelegt, sie werden möglicherweise geringschätzig abgetan und ihr Anliegen wird ins Lächerliche gezogen. Wichtig: Nicht drohen!
6. Sprechen Sie öffentlich darüber: Mobber/-innen haben oftmals deshalb Macht, weil sie geschickt die Öffentlichkeit nutzen. Daraus können Sie lernen. Stellen Sie gleichfalls Öffentlichkeit her, sprechen Sie darüber bei Vorgesetzten, Kollegen, Betriebsrat, Kollegen, Freunden, Familienmitgliedern. Machen Sie das Geschehen sichtbar und hörbar. Risiko: Kann zur Verfeinerung von Mobbinghandlungen führen.
7. Verbündete gewinnen: Wer über die Mobbingsituation redet, hat gute Chancen, Verbündete zu finden. Oftmals finden sich ebenfalls Betroffene, die sich bisher nicht getraut haben, darüber zu sprechen. Lassen Sie Ihre Arbeitsleistung von Zeugen (Kollegen/Chef/Kunden/Freunden) protokollieren bzw. notieren Sie deren gute feedbacks mit Inhalt und Datum. Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten, halten Sie bei Zusagen nach, lassen Sie sich nicht abwimmeln. Gehen Sie weiter zum nächsthöheren Vorgesetzten, falls ihr direkter Chef untätig bleibt oder hilflos ist, weil er beispielsweise selbst Angst hat.
8. Bleiben Sie dran. Nicht zurückziehen, sondern weiterhin teilhaben am aktiven Betriebs-oder Familiengeschehen. Isolieren Sie sich nicht, seien Sie aktiv und verlassen Sie ihre Opferrolle. Aber: siehe Punkt 2: "Grenzen wahren".
9. Wissen ist Macht: Informieren Sie sich über Mobbing, lesen Sie darüber oder besuchen Sie Fortbildungen oder Selbsthilfegruppen. Werden Sie aktiv – Wissen ist oft der erste Schritt aus der Opferrolle.
10. Sorgen Sie gut für sich: Intuitiv geraten Mobbingbetroffene oftmals in den Kreislauf einer „Übererfüllung“. Besonders gut, lange, perfekt arbeiten/agieren, bloß keine Schwäche/Fehler zeigen wird in der Regel von Angst geleitet. Damit geraten Sie in Stress, der Sie auf Dauer eher schwächt, ihre Fehleranfälligkeit erhöht. Sorgen Sie gut für sich, indem Sie „normal“ arbeiten, Zeiten für die Regeneration einplanen und diese auch ganz bewusst wahrnehmen und geniessen. Damit stärken Sie auch Ihr Selbstbewusstsein.
11. Körperliche Reaktionen ernst nehmen: Spüren Sie bereits körperliche Symptome, suchen Sie bitte einen Arzt auf, der Sie im Bedarfsfall auch krankschreiben kann. Manchmal ist eine regenerative Phase erforderlich, damit Sie wieder zu Kräften kommen. Nutzen Sie diese Zeit dafür, sich Gedanken zu einem Plan B zu genehmigen. Brauche ich solch’ einen Arbeitsplatz / solche Familienmitglieder wirklich? Oder gibt es auch andere, wohltuendere Alternativen in meinem Leben? Wie müsste der Ort aussehen, an dem es mir gut gehen würde? Wie könnte ich diesen Ort erreichen? Dass damit Aktivitäten, Anstrengungen z.B. eine berufliche Neuorientierung verbunden sein könnte, soll Sie nicht schrecken. Es gibt gute berufliche Alternativen. Auch für Sie.
12. Machen Sie Ihre Situation zur Nebensache: Üben Sie sich in Denken und Handeln darin, ihr Problem zur „kleinsten Nebensache der Welt“ zu machen. Das mag recht überraschend klingen, aber: wollen Sie krank bleiben oder gesund werden? Wer gesund werden will, muss sich in Gesundheit üben und nicht im Leiden. Darüber reden ist wichtig, aber trainieren Sie, sich im Denken und Reden über das, was schlimm für Sie ist, zu begrenzen und nach einer Zeit des berechtigten und wichtigen Klagens wieder Fuss zu fassen im Land des Lächelns. Verstärken Sie das Gute in Ihrem Leben, indem Sie das Gute anschauen und die Menschen, die Ihnen Gutes tun.
Lenken Sie sich ab, tun Sie Dinge, die Ihnen Freude machen, sagen Sie laut „STOPP“ wenn ihre Gedanken immer wieder zu dem einen Thema wegdriften wollen, werden Sie aktiv auch in Ihrem eigenen Selbstmanagement. Je weniger sie Ihre Gedanken dorthin laufen lassen, wo es wehtut, umso weniger wird es Ihnen schlechtgehen. Pflegen Sie stattdessen das, was Sie haben: Ihre Familie, Freunde, Hobbies, Körper, Seele und Geist. Notieren Sie sich jeden Tag das, was Ihnen Freude macht und wofür Sie danken können.
13. Falls alles nicht möglich ist: Es gibt die Fälle, wo eine Rückkehr in die alte Situation/Betrieb nicht mehr möglich ist. Auf diesem Weg, der oftmals mit hoher psychischer Belastung verbunden ist, können Anwalt, Psychologe, Karriereberater unterstützen. Die scheinbar verloren gegangenen Ressourcen und Optionen werden gemeinsam erarbeitet, eine neue Arbeitsstelle wird mit Unterstützung gefunden. Dies muss gut geplant und vorbereitet werden, denn nicht alle Betroffenen, insbesondere ältere ArbeitnehmerInnen, finden sofort wieder eine neue Stelle. Scheinbar getrieben durch panische Existenzangst, kann sogar dadurch, dass die nächstbeste Stelle angenommen wird, eine Mobbingsituation reinszeniert werden, insbesondere wenn ein Betroffener noch instabil ist. Das Empfinden, von Arbeitslosigkeit bedroht zu sein, erfordert die Bereitschaft, aktiv mitzuarbeiten und der Angst entgegenzutreten. Dies ist oftmals nicht oder erst nach einer Phase der psychischen Stabilisierung möglich.
Wichtig: frühzeitig Fachberatung in Anspruch nehmen.
Mobben Frauen anders als Männer?
In der Erfahrung mit Mobbing können neueren Studien zufolge (gfk/ifak) keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gemacht werden. Anders, wenn die Methoden betrachtet werden: Frauen mobben gerne hinter vorgehaltener Hand: Direkt-agressive-angreifende Konfrontation wird von Frauen eher ungern gehandhabt, was sich auch aus Ihrer Rollenidentifikation einer "lieben Frau", in der Öffentlichkeit jedenfalls, erklären mag, der fehlenden Übung im Säbelrasseln. Sie bevorzugen häufig das indirekte Anschwärzen, auch "Tratschen" genannt. Warum dies so ist, wie Frauen mobben und wie damit umgegangen werden kann, dazu finden Sie im nachgenannten Buch einige hilfreiche Ansätze.
> Mobbing - geschlechterdifferenziert (Seite 59 ff. Mobbingreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
>Zwei Drittel der Mobbingopfer sind Frauen
> Fürsorgepflicht der
Führungskraft
> Mobbing in der Schule (Universität Kassel,.
2007)
>Wenn keiner grüsst und alle schweigen
>Dreh' dich nicht um Frau Lot. Welchen Preis hat der Ausstieg aus einem Mobbingsystem? (Auszug aus Deutsches Pfarrerblatt 03/2001 von Elvira Neupert-Eyrich)
>Frauen diskriminieren gut aussehende Bewerberinnen (Wirtschaftspsychologie Aktuell 4.5.2012)
>Mobbing von Schulleitern (Dr. Astrid Schreyögg)
>DAK Gesundheitsreport 2011 (z.B. Zunahme psychischer Erkrankungen zur Lebensmitte hin, S. 31)
>ausführliche Infos zum Thema Mobbing (Personalrat der Uni Giessen)
>Mobbing/Barmer
Ersatzkasse
Führen Sie ein Mobbingtagebuch - regelmässig und detailliert alle Vorfälle notieren. Lückenlose Aufzeichnungen lassen in jedem Fall gut erklären, was vorgefallen ist, auch im Falle einer späteren juristischen Auseinandersetzung könnte dies hilfreich sein. Darüber hinaus zeigen sich meist recht schnell auslösende Momente, beteiligte Personen und bieten Raum für die Selbstreflexion. Empfohlen werden kann:
Wer und wann? |
Wo? |
Was geschah? |
Zeuge |
mein Empfinden |
Gesundheit |
Vermerk |
Mi. 20.08.2012 |
Büro-küche |
Sie fragt mich während ich Kaffee koche, ob ich schon wieder frei machen würde |
Kollegin Frau Müller steht neben mir am Waschbecken und hört zu |
Wut und Angst |
Nervosität, Kopfschmerzen |
Jeder meiner Kollegen holt sich morgens einen Kaffee aus der Küche. Das mache ich auch. |
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Es gibt verschiedene Definitionen für den Begriff des Mobbings, auf die an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangen werden soll. Umgangssprachlich formuliert bedeutet Mobbing, dass jemand – meist am Arbeitsplatz, Schule, Familie, andere Gruppen – fortgesetzt schikaniert, geärgert und in seiner Würde verletzt wird und zwar durch offene oder verdeckte Handlungen. Mobbing kann auch in Straftatbestände münden, obwohl der Begriff Mobbing als solcher nicht explizit im Gesetz benannt wird. Mobbing kann mitursächlich sein für verschiedene Krankheitsbilder und kann im Extremfall auch einen Suizid mitverursachen.
Mobbing-Betroffene müssen aus Ihrer Opferrolle herausgehen, Einhalt gebieten, Hilfe und Unterstützung schnellstmöglich in Anspruch nehmen. Warten Sie keine Stunde länger. Mobbingberatung kann bereits den präventiven Ansatz erfassen, indem in Firmen, Gruppen solche Bedingungen geschaffen werden, die Mobbingentwicklungen vorbeugen. Oder Sie findet in Form der akuten Intervention statt, in der bereits bei den ersten Anzeichen einer Mobbinghandlung interveniert werden kann. Mobbingentwicklungen bleiben oftmals nicht ohne Folgen für ein gesamtes Team, wirken sich auf Motivation, Leistungsbereitschaft, Krankenstand aller Mitarbeiter aus und führen häufig sowohl zu einem Imageschaden des Unternehmens wie auch solcher Führungsverantwortlicher, die wegschauen.
nach Heinz Leymann (2002)
1. Angriffe auf die Möglichkeit mich mitzuteilen
2. Angriffe auf die soziale Beziehung
3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen
4. Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation
5. Angriffe auf die Gesundheit
Die Liste nach Leymann erfasst die 45 am häufigsten genannten individuell ausgerichteten Mobbinghandlungen und hat nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Sie kann jedoch als Richtschnur dienen.
Mögliche Symptome kurz nach Beginn der ersten Konflikt- und Mobbinghandlungen
nach einem 1/2 bis 1 Jahr
nach 1 bis 2 Jahren
nach ca. 2 bis 4 Jahren
nach ca. 4 Jahren
Für juristische Beratungen wird auf die Inanspruchnahme von Fachjuristen verwiesen. Die auf dieser Website verzeichneten Hinweise beruhen auf persönlichen Einschätzungen und sind unverbindlich. Die Betreiberin der Website haftet nicht für mögliche rechtliche oder finanzielle Konsequenzen, die aus der Befolgung von Hinweisen entstehen.
>juristische Informationen der Kanzlei Dr. Palm, Bonn
>Frank Linzer (Rhein-Main) ist Rechtsanwalt und auf Mobbing spezialisert
Leider ein Fakt, der nicht selten ist und in Familien und/oder anderen Gemeinschaften wie Kirche, Gemeinde, Verein zu finden ist. Mobbing kann offen oder verdeckt erfolgen, Frauen agieren beispielsweise gerne in der soft-verdeckten Form des "Hintenrumschwätzens", subtilen Ausgrenzens, Männer agieren gerne konfrontativer. In der Regel folgen Täter und Opfer erlernten Bindungs-/Verhaltens-/Abwehrmechanismen.
Auch von einem selbst erlebten Ohnmachtsgefühl als Mobbingopfer zum "das will ich nie wieder erleben"- Tätermechanismus ist es nur ein kleiner Schritt. MobberInnen können demnach selbst gemobbt worden sein, die erlebten Ohnmachtsgefühle werden durch ein fremdes Opferverhalten berührt und erzeugen unbewusst angstgesteuertes, agressiv-vorsorglich mobbendes Verhalten. Begünstigende Persönlichkeitsstrukturen, das individuelle Bindungskonzept, mögliche Störungsbilder, systemischer Kontext, Syxtemaufstellung (mit Holzfiguren), gehören auch zu einer Analyse von MobberInnen bzw. einer Mobbingsituation, wichtig ist die Einzelfallbetrachtung. "Die typische Mobberin, den typischen Mobber" gibt es nicht. Wissen ist Macht - und bietet auch in diesem Fall gute Handgriffe aus der Opferschlinge.
Wer dauerhaft Mobbing in der Familie & Gemeinschaft erlebt, kann sich in der Regel zwischen zwei Wegen entscheiden: respektvollen Umgang miteinander vorleben und weitermachen, sofern Reziprozität gegeben ist, d.h. eine positive Resonanz auf das eigene positive Verhalten erfolgt und die eigene Kraft auf längere Sicht ausreichend erscheint. Oder mentale bis räumliche Distanz herstellen, sprich: es gibt schönere Orte/Menschen zum Leben auf der Welt, den ich mir gönne möchte." Mental und/oder ganz praktisch. Das hat mit Selbstschutz, Lebensklugheit und der freien Entscheidung zu tun: "Ich will, dass es mir gut geht!"
Dieser Erkenntnisprozess ist in seiner Erschwernis sowie in seiner praktischen Umsetzung nicht zu unterschätzen. Er benötigt seine eigene Zeit, geht oftmals einher mit körperlichen/seelischen Beeinträchtigungen und erfordert Veränderungen im sozialen/örtlichen Lebensumfeld, benötigt das Erlernen von Selbstschutzmechanismen und dem Aufbau von Selbstbewusstsein. Dafür braucht es auch hilfreiche Menschen, die zur Seite stehen, die Mut machen im Selbstzweifel, die in der Bedrängnis trösten und dabei helfen, die eigenen Einflussmöglichkeiten wiederzuentdecken.
Über allem darf die Zielsetzung stehen, das eigene Leben wieder lebenswert zu gestalten, auch wenn der Weg dorthin zeitweise anstrengend sein kann und einiger Zeit bedarf.
Möglichst früh Hilfe oder Beratung aufzusuchen, kann dringend empfohlen werden.